Fest des Heiligen Johannes von Gott

Rundschreiben von P. General

 

FEST DES HEILIGEN JOHANNES VON GOTT: BARMHERZIGKEIT VERMAG ALLES

An alle Brüder, Mitarbeiter und Mitglieder der Familie des hl. Johannes von Gott

Am 8. März feiern wir das Fest unseres heiligen Gründers und Schutzpatrons Johannes von Gott. Aus dem Anlass möchte ich Ihnen meine Glück- und Segenswünsche übermitteln und Ihnen einen Tag voll Freude wünschen. In diesem Jahr feiern wir das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Ich denke, dass das eine gute Gelegenheit ist, um die Gestalt des heiligen Johannes von Gott in den Fokus zu nehmen und über seine Erfahrung der Barmherzigkeit nachzudenken, denn diese Erfahrung muss der zentrale Bezugspunkt unseres Wirkens und Handelns sein.

An den Anfang meiner Überlegungen möchte ich einen Auszug aus der Predigt stellen, die der heilige Johannes von Avila am 20. Januar 1539, dem Fest der heiligen Fabian und Sebastian, in Granada hielt. Wie bekannt, war es diese Predigt, die Johannes von Gott bekehrte. Ich habe mich immer gefragt: Was hat an der Predigt von Johannes von Avila einen so nachhaltigen Eindruck auf Johannes von Gott gemacht? Meiner Meinung nach sind es die Anfangsworte, mit denen Johannes von Avila die sogenannte Feldrede bzw. das Kapitel der Seligpreisungen des Evangelisten Lukas kommentiert: “Wenn der Herr nicht vom Berg in die Ebene herabgestiegen wäre, d. h. von der Höhe seiner Majestät, um unsere Menschheit durch das Fleisch zu heilen, was wäre aus uns geworden? Wir wären in unserer Schwachheit geblieben. Wenn der Herr nicht das Kleid seiner Größe verlassen hätte, indem er es verbarg, und sich nicht mit der Schürze unserer Menschheit umgürtet hätte, um uns zu waschen, wären die Menschen voll von Elend und Schändlichkeit geblieben.”

Diese Worte brachten Johannes von Gott buchstäblich “außer sich”. Das ging so weit, dass er für verrückt gehalten wurde und ins Krankenhaus kam. Wir wissen aber, dass seine Narrheit die Narrheit der Liebe war. Die Worte, die er hörte, waren die Worte Gottes und sie drangen wie ein scharfes Messer in sein Herz. Der Buchhändler, der eigentlich nur einem berühmten Prediger zuhören wollte, begegnete Gott. Die Reaktion brachte ihn anfangs außer sich, mit der Hilfe Avila‘s fing er sich aber wieder und machte die beglückende Erfahrung, dass Gott ihn trotz seiner menschlichen Armut und Schwäche unendlich liebte.

In der Predigt und in den Geschehnissen danach entdeckte und erlebte Johannes von Gott den Kern christlicher Gotteserfahrung und christlichen Lebens: eine alles erfüllende, alles heilende und alles verzeihende Barmherzigkeit. Barmherzigkeit ist der Wesenszug, der die Größe Gottes am besten zum Ausdruck bringt. Die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes zeigte Johannes von Gott zugleich seinen künftigen Weg. Nach vielem Fragen und  Suchen wusste er jetzt endlich, wie er ihm dienen wollte: mit einer Barmherzigkeit, die alles vermag.

Wir kennen die Dynamik der Liebe Gottes, die Dynamik der Barmherzigkeit, die Dynamik der Hospitalität.  Sie kommt aus Gott und wer sie einmal erfahren hat, möchte immer mehr, weil sie Erfüllung schenkt. Zugleich drängt es einen, sie zu erwidern. So erging es auch Johannes von Gott: aus erfahrener Barmherzigkeit wurde gelebte Barmherzigkeit. Nach seinem Bekehrungserlebnis konnte er nicht mehr anders, als sich ganz seinen armen, kranken und hilfebedürftigen Mitmenschen hinzugeben, um auch sie an der Barmherzigkeit Gottes teilhaben zu lassen, der er an sich erfahren hatte. Bei ihm drückte sich dieser Drang in Hospitalität, in christlicher Gastfreundschaft aus. Hospitalität ist ein vorzüglicher Ausdruck der Barmherzigkeit Gottes. Johannes von Gott wurde mit diesem Charisma vom Heiligen Geist beschenkt und wir haben es von unserem Gründer empfangen.

Die tiefe umgestaltende Erfahrung der Barmherzigkeit, die das Leben des hl. Johannes von Gott seit der Predigt von Johannes von Avila prägte, hat in vielen Begebenheiten und auch in einigen seiner Aufzeichnungen Niederschlag gefunden. Eine der schönsten dieser Aufzeichnungen ist meines Erachtens folgende.Wenn wir recht bedenken würden, wie groß das Erbarmen Gottes ist, so würden wir nie unterlassen, das Gute zu tun. Wenn wir um seiner Liebe willen den Armen das weitergeben, was Er uns gibt, verspricht er uns das Hundertfache in den Seligpreisungen. 0 seliger Besitz und heiliger Wucher! Wer gäbe nicht alles, was er hat, diesem göttlichen Kaufmann, der mit uns einen so guten Handel macht und uns mit ausgebreiteten Armen bittet, uns zu bekehren und unsere Sünden zu beweinen; und zuerst unsren Seelen und dann denen unserer Mitmenschen Liebe zu erweisen. Wie das Wasser das Feuer zum Erlöschen bringt, genauso ist es mit der Liebe und der Sünde” (Erster Brief an die Herzogin von Sessa, 13).

 

Diese Worte sind einfach genial. Nur jemand, der von Gott im Innersten berührt worden ist und unter diesem Impuls kein Hindernis und keine Mühe mehr scheut, um der Welt die Barmherzigkeit Gottes durch den Dienst an den Ärmsten und Schwächsten sichtbar zu machen, konnte sie aussprechen. Diese Worte beinhalten eine große Lehre für uns: Barmherzigkeit vermag alles, sie vermag auch die Sünde auszulöschen, so wie das Wasser das Feuer löscht.

Nehmen wir uns deswegen in diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit die Barmherzigkeit des hl. Johannes von Gott zum Vorbild. Lesen wir seine Biographie und seine Briefe. Wir werden darin viel Nützliches finden, um in der Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes und im Weiterschenken dieser Barmherzigkeit weiter zu reifen, um Hospitalität und christliche Gastfreundschaft diejenigen erfahren zu lassen, die an unsere Tür klopfen und um Hilfe bitten.

Die beste und wirksamste Form, um dies auf persönlicher, gemeinschaftlicher und ordensweiter Ebene zu tun, ist, wie Johannes von Gott konkrete Zeichen der Barmherzigkeit und der Hospitalität für hilfe- und schutzbedürftige Menschen in unserer Umgebung zu setzen. Wir wissen, wie wir dies tun können. Leider gibt es um uns herum immer mehr Nöte, wobei aktuell die Nöte der vielen Flüchtlinge und Ausgegrenzten, die nur in Frieden leben wollen, besonders ins Auge stechen. Auch einfache Gesten vermögen hier viel. Öffnen wir ihnen unser Herz. Seien wir barmherzig und gastfreundlich zu ihnen.

Wie jedes Jahr am Fest des heiligen Johannes von Gott, gebe ich auch heuer an seinem Fest das Ergebnis der Spendenaktion bekannt, die wir im Vorjahr für ein spezifisches Missionsprojekt durchgeführt haben. 2015 war die Spendenaktion, wie erinnerlich, unseren Krankenhäusern in Sierra Leona und Liberia gewidmet, die schwer von der Ebola-Epidemie getroffen wurden. Die Spendenaktion war bereits Mitte 2014 gestartet worden. Bis heute sind für diesen Zweck 3.096.102,48 Euro gesammelt worden. Diese stolze Summe ist dank der Großzügigkeit und Solidarität des ganzen Ordens, aber auch mehrerer großer institutioneller Spender zusammengekommen. Allen, die, in welcher Form auch immer, zu diesem wunderbaren Ergebnis beigetragen haben, sagen wir ein herzliches Vergelt‘s Gott.

Zugleich darf ich bekannt geben, dass der Spendenaufruf für 2016 dem Bau eines Ausbildungszentrums in Madang in Papua Neuguinea gilt. Bitte helfen Sie uns auch in diesem Jahr, das Wirken des Ordens weltweit kraftvoll weiter zu fördern. 

Ich wünsche Ihnen noch einmal ein frohes Fest des heiligen Johann von Gott. Mögen uns seine Erfahrung und sein Leben in Barmherzigkeit Vorbild sein und die Kraft geben, der Welt zu zeigen, dass Barmherzigkeit alles vermag.

Mit brüderlichen Grüßen

 

Frater Jesús Etayo

Generalprior 

 

Salva questo testoSegnala ad un amicoStampaTorna alla pagina precedenteTorna alla home page